Montag, 8. April 2024

Blogtour ANIMARIS


Hey, liebe Leserinnen und Leser, ich grüße euch.

Ich bin Amalie-Evke (mit Bindestrich). Das vergesst ihr am besten gleich wieder. Meine Eltern haben mich in einem Anfall von echt fieser Anwandlung – ich weiß nicht, was sie geritten hat – so genannt. Tatsächlich kann ich damit nur leben, weil alle mich Mali nennen.

Abgesehen von meinem Namen bin ich ein fast normales Mädchen. Das „fast“ macht den kleinen, aber wichtigen Unterschied: Ich bin eine Magierin, genauer eine Seelenwandlerin. Klingt erst einmal hochtrabend, ist jedoch nichts, auf dem ich mich ausruhen kann, weil ich es selbst erreicht habe. Ich war wirklich schon so, als ich geboren wurde. Und zwar kann ich meine Seele von meinem Körper abspalten, um einen anderen Menschen zu übernehmen.

In dem Jahr, in dem ich mein dreizehntes Lebensjahr vollendet habe, verschwand ich am 28. September um 17:05 Uhr einfach von zu Hause und tauchte um 22:18 Uhr inmitten der Aula der Schule wieder auf, ohne zu wissen, was in der Zwischenzeit passiert ist.

Nun befinde ich mich quasi in der Ausbildung. Und mit mir drei verschiedene Arten von Magiern: Seelenwandler, Zaubertränkler und Jäger. Wir sind aufgeteilt in jeweiligen Magierklassen. Die meisten von uns besitzen zwei der Fähigkeiten, im Normalfall sind das Jäger und Zaubertränkler. Einige wenige sind in allen drei Dingen gut, und ein sehr geringer Teil ist nur zu einer Sache fähig. Zu denjenigen gehöre ich, was wohl eher uncool ist, mir allerdings nichts ausmacht.

Ich habe so schon Stress genug. Mein Zaubertränkler Piräus hat sich in der letzten Woche in die Luft gesprengt, und bis jetzt wurde mir noch kein neuer zugeteilt.

Das muss ich euch erklären: Üblicherweise bilden wir eine Gemeinschaft aus drei Mitgliedern der jeweiligen Magierklassen und teilen uns ein Zimmer. Der Zaubertränkler hält dabei dem Seelenwandler den Rücken frei, und der Jäger unterstützt den Zaubertränkler. Nun ist Piräus nicht mehr am Leben, und mein Ruf hat darunter noch mehr gelitten. Ich bin nämlich Einzelgängerin und habe keine Freunde.

Davon einmal abgesehen. Kommen wir nun zum wichtigsten Merkmal unserer Lehranstalt – ihr ahnt es sicher, es gibt meiner Geschichte den Namen:

Wir haben hier einen großen magischen Stein. Der Animaris, was so viel bedeutet wie Seelenstein, regelt gemeinsam mit anderen großen magischen Steinen den Energiefluss der gesamten Welt, nicht nur den der magischen, sondern auch der menschlichen. Stellt euch eine Art Gottheit vor, die aussieht wie eine gigantische, längliche Raute, teilweise gefüllt mit irgendeiner wabernden Flüssigkeit. Habe ich euch neugierig gemacht?

Momentan scheint leider einiges schief zu laufen. Da ist der Tod von Pireäus, und auch ich begegne bei einer meiner „Seelenreisen“ Furchteinflößendem und kann die Emotionen, die dabei auf mich einprasseln, nicht abwehren.

Was das alles nun mit dem Gimpel zu tun hat, verrate ich nicht. Lest einfach die Geschichte, ich lade euch ein, mit mir und meinen unerwarteten Gefährten ein paar Abenteuer zu erleben ...


Die fünfzehnjährige Mali ist kein gewöhnliches Mädchen.
Sie ist Magierin und besucht eine Schule für Zauberei. Als Seelenwandlerin ist es ihre Fähigkeit, ihre Seele mit der von anderen zu tauschen. Damit ist sie jedoch an ihrer Schule nicht wirklich etwas Besonderes. Vielmehr fällt sie dadurch auf, dass sie keine Freunde hat.
Als ein Mitschüler unter seltsamen Umständen verstirbt und eine ihrer Seelenwandlungen mächtig schiefgeht, gelangt ein uraltes und unheilvolles Wesen an ihre Schule, das die Existenz der gesamten magischen Welt bedroht.
Mali begibt sich mit drei unerwarteten Gefährten auf eine gefährliche Reise, um ihrer aller Leben zu retten. Dabei muss selbst sie einsehen, dass es sich lohnt, für den Erhalt dieser Welt auf andere zu vertrauen. (Quelle: Klappentext)



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Erschienen ist das Buch im Selfpublishing, vielen Dank an die Autorin für die Bereitstellung des Leseexemplars. Die Blogtour wurde organisiert von prointernet bookmark.

Donnerstag, 14. März 2024

HOMER Literaturpreis - Nachlese und Vorausschau

Blicken wir zurück auf den Herbst 2023.
 
Das waren sie, unsere gekürten Preisträger für die besten historischen Romane:
 
Goldene Homer
 
René Anour - Die Totenärztin. Donaunebel
 
Silberner Homer
 
Ulf Schiewe - Der eiserne Herzog
 Alex Beer - Felix Blom. Der Häftling aus Moabit
 
 Bronzener Homer
 
Eva Grübl - Botschafterin des Friedens
 Ana Pawlik - Die Welt im Nebel


Im vergangenen Jahr hat die Jury erneut eine Vielzahl von
 eingereichten Romanen gelesen und die zehn besten herausgefiltert.

Die Bekanntgabe der Kandidatinnen und Kandidaten, die es auf die Shortlist
für den
 
Literaturpreis Goldener HOMER 2024
 
geschafft haben, findet statt am
 
21. März 2024 um 14:00 Uhr
 
auf der Leipziger Buchmesse
beim Oeverbos Verlag
Halle 5, Stand B10.
 
 
Wir laden herzlich zur Verkündung der Shortlist 2024 ein.
 

Mittwoch, 13. März 2024

Abenteuer Buchmesse


Zugegeben: Menschenmengen sind mir ein Graus. Deshalb meide ich sie in der Regel. Einzige Ausnahme sind Buchmessen, auch wenn sich dort bekanntermaßen immer sehr viele Menschen aufhalten. Der Grund: Ich bin büchersüchtig. Dazu stehe ich.
 
Ich begann allerdings sehr spät damit, Buchmessen zu besuchen. 2020 wollte ich das erste Mal zur Leipziger Buchmesse und wurde vom Beginn der Corona-Pandemie ausgebremst. Die Stadt in Sachsen habe ich mit meinen Bücherfreunden von meiner Lieblingscommunity BücherTreff trotzdem kennengelernt und erkundet, und es war großartig.
 
Im Herbst 2021 ging es dann wirklich los. Für meinen Einstieg ins Messeleben war die BUCHBERLIN ideal. Obwohl sich alles in einer 6.500 Quadratmeter großen Halle der Arena Berlin abspielte, gab es alles in allem ein überschaubares Messeleben, das ich trotz Maske mit spürbarer Freude erlebt und deshalb im darauffolgenden Jahr wiederholt habe.

Damit war ich mental gerüstet für die Leipziger Buchmesse 2023.
 
Einen Plan hatte ich mir nicht gemacht, ich wollte das Geschehen auf mich zukommen lassen. Heute denke ich, dass das für eine Newcomerin wie mich die richtige Einstellung gewesen ist. Vieles hat sich von selbst ergeben, und auf meine "Reise" durch die Hallen der Messe konnte ich so viele vertraute und neue Verlage kennenlernen, kam mit den unterschiedlichsten Menschen ins Gespräch und habe diverse Veranstaltungen direkt auf dem Messegelände und zudem außerhalb besucht. Tatsächlich empfand ich die Lauferei überhaupt nicht als schlimm, die Joggerin in mir war hierfür bestens vorbereitet. Lediglich das Gedränge am Sonnabend und Sonntag war dann etwas anstrengender.
 
Mit vor allem positiven Eindrücke und dem Versprechen, wiederzukommen, bin ich nach Hause gefahren ...

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Die Leipziger Buchmesse ist eine "reine" Publikumsmesse, im Verbund mit der MANGA-COMIC-CON (herrlich all diese bunte Phantasie) und dem Lesefest LEIPZIG LIEST findet sie vom 21. bis 24. März 2024 statt.


Dienstag, 12. März 2024

DELIA Literaturpreis

Ein weiterer Buchpreis wird auf der Leipziger Buchmesse verliehen: der DELIA Literaturpreis der Vereinigung deutschsprachiger Liebesroman-Autorinnen und -Autoren.

Nominiert für den besten Liebesroman des Jahres sind:

Sophie Bichon - Wenn die Sonne glüht
Hannah Conrad - Ein Graf auf Abwegen
Leonie Lastella - Seaside Hideaway. Unsafe
Claudia Leyla - Wo die Störche fliegen
Angela Lund - Eismusik
Lia Scott - Sturmjahre. Ein Gefühl von Unendlichkeit
Anne Stern - Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie
Jana Voosen - Im nächsten Jahr zur selben Zeit
MeikeWerkmeister - Am Horizont wartet die Sonne
Jennifer Wiley - In jedem Atemzug nur du


In der Rubrik "Junge Liebe" haben es auf die Shortlist geschafft: 

Gordon Ambos - Zu nah an die Sonne
Theresa Czerny - Die wilden Pferde von Rydall Hill. Leuchtende Hügel
Julia Dippel - A Song to Raise a Storm
Kristina Magdalena Henn - Ende Juli, Anfang August
Jana Hoch - The Ruby Circle – All unsere Geheimnisse
Chris Kaspar - Forget me someday
Kira Licht - Catching Feelings
Schoder - The Romeo And Juliet Society. Rosenfluch
Yasmin Schlaganfall - Tokioregen
Alicia Zett - Wie Wellen im Sturm


Die Preisträgerinnen oder Preisträger werden am 23. März 2024 im Rahmen der Leipziger Buchmesse feierlich verkündet.
 

Montag, 11. März 2024

Selfpublishing-Buchpreis

Viele Autorinnen und Autoren veröffentlichen ihre Bücher im Selfpublishing. Ich habe unter diesen Werken bereits sehr gute entdecken können.

Der Selfpublisher-Verband kürt jedes Jahr die besten von ihnen. Als Mitglied der Vorjury B habe ich einen Blick auf etwa 950 Bücher geworfen, um eine Rangliste meiner Favoriten in den verschiedenen Bereichen zu erstellen.

Nun befinden wir uns auf der Zielgeraden, und folgende Nominierte der Shortlist haben die Chance, mit dem Selfpublishing-Buchpreis ausgezeichnet zu werden.


Es sind im Bereich Belletristik:

📕Petra Teufl - LOUISENSTRASSE 13
📕April Wynter - UNDER FLOWING STARS
📕E.V. Ring - CYAN ZANE VEIL


Es sind im Bereich Kinder- und Jugendbuch:

📘Jane Jott - BAKTERIEN UND SO, DIE LEBEN WO?!
📘Jana Maris - SOMMER MIT YASHAR
📘Axel Fischer - DER HEISSBÄR


Es sind im Bereich Sachbuch/Ratgeber:

📙Cornelia Lotter - VOM FORTGEHEN UND ANKOMMEN
📙Florian Sturm und Christian Weigand - EIN LEBEN FÜR DEN OZEAN
📙Katja Seidel - KANUTOUREN BAND 1
 

Es sind in der Sonderkategorie Lyrik:

📗Sandra Rodenkirchen - BRUNOOO! EIN ADVENTDBOOKLET
📗Johanna Schließer - BRIEFE AN DER ZEIT
📗Katharina Lankers - VOLL ABGEDICHTET. NIEDER MIT DEN UNGEREIMTHEITEN

Am 22. März 2024 werden im Rahmen der Leipziger Buchmesse die Gewinnerinnen und Gewinner feierlich bekannt gegeben.
 

Freitag, 8. März 2024

Drei Tage Erste Nachkriegsjahre - Tag 3: Helle Tage, dunkle Schuld

Am heutigen internationalen Frauentag kehren wir nochmals literarisch in die ersten Nachkriegsjahre zurück ...


1948 leiden die Deutschen nach wie vor unter den drastischen Folgen, die ihr Weltkrieg über die Menschen gebracht hat. Die Entnazifizierung durch die Alliierten ist noch nicht abgeschlossen und erweist sich bereits jetzt als lückenhaft und inkonsequent. Ehemalige NS-Diener drängen zurück auf ihre alten Posten.

Damit muss sich auch Kriminalinspektor Carl Bruns auseinandersetzen, der wegen eines jüdischen Großvaters und des verbundenen (fehlenden) Arier-Nachweises für elf Jahre aus dem Polizeidienst entlassen worden war, stattdessen als Bergmann gearbeitet hat und erst nach Kriegsende wieder eingestellt wurde. In der Essener Polizeibehörde steht er tatsächlich eines Tages seinem ehemaligen Ausbilder gegenüber, der sich rehabilitieren möchte.

Doch nicht nur das beschäftigt Carl.

Er wird zu einem Tatort gerufen, dessen Opfer ihn mit der Vergangenheit verbindet. Bei der Toten handelt es sich um die Mutter eines gesuchten Naziverbrechers, der für eine Massenerschießung von Zwangsarbeitern verantwortlich zeichnet und sich auf der Flucht befindet. Außerdem ist der gesuchte Hoffmann mit Frieda, der Schwester von Carl erster großer Liebe Anna verheiratet. Die Frauen waren einst aus Angst vor den Grausamkeiten und Peinigungen des Mannes nach Köln geflohen. Nachdem das Testament der Toten ihren Enkel Emil als Haupterben bedenkt, kehrt die Familie nach Essen zurück.

Carl bezieht besonders Anna in die Ermittlungen mit ein. Zugleich flammen „alte“ Gefühle auf. Die verwitwete Krankenschwester scheint diese zu erwidern, so dass sowohl Carl als auch Anna Hoffnung schöpfen, dass ihnen nach all den Jahren etwas Glück zuteil werden wird. Wären da nicht weitere Tote und die Tatsache, dass sowohl Spuren zu den im Haus von Frau Hoffmann einquartierten Flüchtlingen und Ausgebombten sowie zu Frieda führen. Allesamt sind durchweg nicht gut auf die Ermordete zu sprechen und verhehlen ihre Abneigung nicht.

Wäre das nicht bereits schlimm genug, könnte Anna selbst in Gefahr sein ...


Eva Völler schreibt ohne Schnörkel und mit Intensität. Sie ist klar im Ausdruck der Schilderung der Verhältnisse und misslichen Lage in diesem Nachkriegsjahr und integriert in ihrem Roman „Helle Tage, dunkle Schuld“ gekonnt einen Kriminalfall mit dramatischen Handlungsablauf. In deutlicher Bildsprache beschreibt die Autorin eine Stadt, in der ganze Teile von Bomben zerstört wurden, so dass drei Jahre noch nicht genug Zeit waren, alle Trümmer und die gewaltige Menge des gesamten Schutts zu beseitigen. Aus diesem Grund sind die vorherrschenden Wohnsituationen mehr als beengt.

Deshalb leben die Bewohner des Mehrparteienhauses der toten Frau Hoffmann dicht an dicht zusammen, sie eint das jeweilige unterschiedliche Schicksal, jedoch auch die Antipathie gegenüber der Hausbesitzerin.

Die Deutschen befinden an einem Wendepunkt. Nach langen Jahren im Banne der Nazi-Herrschaft müssen sie erkennen, dass ihre Nation eine von Eva Völler betitelte „dunkle Schuld“ zu tragen und aufzuarbeiten hat, die für die meisten Menschen zwar unbegreiflich, hingegen unerlässlich im Verständnis ist, damit ein Wiederaufstehen möglich wird.

Es sind nicht ausschließlich die Vorgänge im Privaten, sondern daneben die gegenwärtigen politischen Gegebenheiten, beispielsweise in den Behörden wie der Polizei, die die Bemühungen erschweren, den Aufbau einer gerechten Gesellschaft voranzutreiben. Noch immer und bereits wieder gibt es all jene, die auf der Suche nach dem eigenen Vorteil sind und aus der Vergangenheit nichts gelernt haben und dies auch nicht wollen.

Hierdurch wirkt das Geschehen authentisch, in jeder Hinsicht nachvollziehbar und hat mir eine enge Teilhabe am Geschehen gestattet.

Eva Völler scheut sich nicht, Grautöne zu verwenden. Ihre Protagonisten sind nicht nur schwarz oder weiß gezeichnet. Sensibel beleuchtet die Autorin das Zusammensein der Menschen, die auf unterschiedliche Arten miteinander verbunden sind: Liebe, Freundschaft und Mitgefühl stehen Wut, Ablehnung und Hass gegenüber.

Carl wagt viel für seine erste Liebe Anna. Darüber hinaus muss er abwägen, wie er Wahrheit und Lüge voneinander abgrenzt, und vor allem, ob er das überhaupt will.

Anna stellt ihr Kraft völlig in den Dienst der Familie, zu der außer Frieda und Emil noch die jüngere Schwester Lotti gehört, und versucht, diese mit aller Macht zu schützen. Dabei trägt sie selbst schwer an vergangenen Ereignissen, geht indes mit ihrem Kummer nicht hausieren. Die echten Probleme behält sie für sich, sie funktioniert und will niemand anderen belasten.

Vorsichtig, aber stetig entwickeln Anna und Carl Empfindungen (neu), das selten gewordene Gefühl von Zusammengehörigkeit, so dass Sorgen und Ängste nebensächlich erscheinen – eine in meinen Augen sehr glaubwürdige Darstellung.

Eva Völler verdeutlicht, wie wichtig es ist, „aus der Vergangenheit zu lernen und es dann besser zu machen.“ Ihr Roman „Helle Tage, dunkle Schuld" ist ein hervorragendes Beispiel dafür.


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Der Roman ist bei Droemer Knaur erschienen, ich danke dem Verlag für die Bereitstellung und Julia Meyn für die Vermittlung des Rezensionsexemplares.

Dienstag, 12. Dezember 2023

Drei Tage Erste Nachkriegsjahre - Tag 2: Hintergrund

Nach meiner gestrigen Buchvorstellung gibt es heute einen kurzen Abriss über die Situation in den ersten Nachkriegsjahren.

Am 8. Mai 1945 endet mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht der Zweite Weltkrieg in Europa.

Die alliierten Siegermächte – Sowjetunion, USA, Großbritannien und Frankreich – teilen Deutschland in vier Besatzungszonen und Berlin in vier Sektoren auf. Mit Hilfe von Militärregierungen üben sie die oberste Staatsgewalt aus, und der Alliierte Kontrollrat entscheidet über alle Fragen, die Deutschland als Ganzes betreffen.

Im Sommer 1945 einigen sich die alliierten Besatzungsmächte in der Potsdamer Konferenz auf wirtschaftliche und politische Grundsätze für eine gemeinsame Politik: Deutschland soll entmilitarisiert, entnazifiziert, dezentralisiert und vor allem demokratisiert werden.


Die Wehrmacht ist zerschlagen. Die Mehrzahl der Deutschen muss sich in Spruchkammerverfahren der Entnazifizierung stellen. Deutsche Kriegsverbrecher und ehemalige Funktionäre des NS-Staates werden verhaftet und vor Gericht gestellt. Im Oktober 1946 verurteilt der Nürnberger Internationale Militärgerichtshof die Hauptkriegsverbrecher des „Dritten Reiches“.

Das gesellschaftliche Leben ist völlig zusammengebrochen. Nicht nur befinden sich Millionen von Männern in Kriegsgefangenschaft, sondern ebenso Millionen Vertriebene sind auf der Flucht aus dem Osten und strömen in die vier Besatzungszonen. Zehntausende Menschen suchen nach vermissten Familienangehörigen.


Die Menschen hausen zum Teil in Trümmern und beginnen unter schwierigsten Umständen mit dem Aufräumen. Dabei prägen Armut, Kälte, Krankheiten und Hunger ihren Alltag. Schwarzmarktgeschäfte sind an der Tagesordnung.


Doch Europa und damit auch Deutschland sollen wieder aufgebaut werden. Hierfür entwirft der US-Außenminister George C. Marshall am 5. Juni 1947 ein Hilfsprogramm, den „Marshall-Plan“ an, wobei die Sowjetunion allerdings eine Teilnahme ablehnt.

Um den „Marshall-Plan“ umsetzen zu können, ist eine Währungsreform unabdingbar. Am 20. Juni 1948 wird deshalb die Deutsche Mark eingeführt und tritt an die Stelle der wertlos gewordenen Reichs- und Rentenmark.

Gleichzeitig soll auch die Gründung eines westdeutschen Staates vorbereitet werden.

Als die Sowjetunion mit einer Blockade aller Land- und Wasserverbindungen nach West-Berlin reagiert, wird eine Luftbrücke zur Versorgung von 2,1 Millionen West-Berlinern organisiert. Die bis Mai 1949 bestehende Berlin-Blockade ist der erste Höhepunkt des Kalten Krieges, der einige Jahre andauern wird ...

Montag, 11. Dezember 2023

Drei Tage Erste Nachkriegsjahre - Tag 1: Die Porzellanmanufaktur. Zerbrechlicher Frieden


Die Porzellanmanufaktur der Familie Thalmeyer im oberfränkischen Selb hat eine lange Tradition. Zwei Jahre nach dem zweiten Weltkrieg ist es jedoch nicht einfach, die Produktion am Laufen zu halten, fehlt es hauptsächlich am dafür notwendigen Rohstoff Kaolin, zumal ein Konkurrenzkampf um die Reserven mit dem mächtigen Papierfabrikanten Karl Metsch besteht.

Als Patriarch Ludwig Thalmeyer überraschend stirbt und es vom seit Ende 1944 in Russland verschollenen Sohnes Joachim keine Nachricht gibt, liegt es an Marie, der ältesten Tochter, die Geschicke der Fabrik in die Hand zu nehmen. Kein leichtes Unterfangen. Die Zeiten sind nach wie vor unruhig. Und als junge Frau scheint sie sich auf „verlorenem Posten“ zu bewegen. Denn die Männer haben das Sagen. Außerdem brauchen die Menschen andere Dinge als feines Porzellan.

Doch trägt Marie nicht allein Verantwortung für die Fabrik und die Arbeiter und deren Familien, sondern sie muss auch für die bei ihnen einquartierten Flüchtlinge sorgen.

Marie, wegen ihrer hellen makellosen Haut „Porzellankind“ genannt, hat sich schon immer mehr für die Manufaktur interessiert als ihr – für die Nachfolge vorgesehener – musikalischer Bruder. Darum stellt sie sich mit Ernsthaftigkeit der Herausforderung, den damit verbundenen Aufgaben und neuen Verpflichtungen. Hilfe erhält sie einerseits von ihrer vier Jahre jüngeren Schwester Sophie, die aber zugleich das neue Leben in vollen Zügen genießen möchte, und andererseits von der amerikanischen Besatzungsmacht. Es ist besonders Militärgouverneur John McNarney, auf dessen Unterstützung sie zählen kann. Und nicht nur das …


Mit „Zerbrechlicher Frieden“ startet die Reihe „Die Porzellanmanufaktur“ von Stefan Maiwald, in deren Mittelpunkt mit Marie und ihrer Schwester Sophie zwei Frauen stehen, die sich in einer von den Männern regierten Welt behaupten und trotz aller widrigen Umstände und Niederlagen versuchen, ihren Traum von einem eigenständigen Leben zu verwirklichen.

Das ist mit einiger Mühsal verbunden. Deutschland und seine Menschen erholen sich nur langsam von den Folgen des Zweiten Weltkrieges und setzen alles daran, den Verlust von Angehörigen zu verarbeiten und den Wiederaufbau des Landes voranzutreiben. Obwohl seit Mitte 1947 die Versorgungslage in den von den besetzten Zonen spürbar besser wird, ist der Mangel allgegenwärtig und Schwarzmarktgeschäfte blühen. Daneben gibt es immer noch jene, die ihr eigenes Fortkommen im Sinn haben und sich selbst am nächsten sind.

Dem Autor gelingt sprachlich klar und verständlich unter Einbindung historischer Informationen und Ereignisse eine authentische Darstellung, die vor allem von Schilderung des Alltags mit den Problemen profitiert. Unbedingt muss in dem Zusammenhang die Schneiderei von Frau Helgard hervorgehoben werden, in der der Dorfklatsch immer neue Nahrung erhält. Das ist mit einem Augenzwinkern erzählt und nimmt der herrschenden Situation mit etwas Humor die Schwere.

Stefan Maiwald macht deutlich, dass in manchen Köpfen der Krieg noch nicht vorbei ist. was sich in Aggressionen und Vorurteilen gegen Flüchtlinge äußert, obwohl diese vielfach die fehlenden Arbeitskräfte in der Landwirtschaft ersetzen.

Hinsichtlich seiner Figuren ist es dem Autor geglückt, sie vielfältig zu charakterisieren und die Beziehungen zueinander aufzuschlüsseln. Einige Positionen von Gut und Bösen sind sehr offensichtlich verteilt, wobei gerade die „Feinde“ deutliche Strukturen erfahren, wenn sie geblendet von Hierarchie, Ideologie und Machtgelüsten moralisch verdorben agieren oder Intrigen spinnen. Wiederum befinden sich andere Personen in Grauzonen und machen einen gewissen Reiz in der Geschichte aus.

Während des Verlaufs der Handlung wechseln die Schauplätze, und Stefan Maiwald gewährt Rückblicke in die facettenreiche Vergangenheit einzelner Figuren. So erhalten wir Einsicht in ihre Motivationen und Gefühle und werden in Entwicklungen eingebunden.

Es sei allerdings auch angemerkt, dass im gegenwärtigen Geschehen das eine oder andere Mal intensive Emotionen im Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen herausgefiltert werden müssen.

Insgesamt ist „Zerbrechlicher Frieden“ ein gelungener und unterhaltender Auftakt einer Trilogie, bei der der nächste Band mit Freude zur weiteren Lektüre erwartet werden kann.


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Der Roman ist im Maximum Verlag erschienen, dem ich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares danke.

Freitag, 8. Dezember 2023

Neues vom Pferdehof - Winterspaziergang

Unterwegs ... 

... mit Hofchefin Ines, Lennard ...

... und Zuckerschnute Resada,

... die ein ordentliches Tempo vorgelegt hat.

Lennard wollte auch mit auf ein gemeinsames Bild ...

... mit der Grand Dame des Hofes.